Der Trialog
Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige sowie Professionelle,
die beruflich in der Psychiatrie arbeiten – sie alle sind auf
ihre Weise Experten mit ihren ganz eigenen Sichtweisen.
In trialogischen Seminaren können diese unterschiedlichen
Sichtweisen und Erfahrungen zur Sprache kommen
und gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Insbesondere die Begegnung und der Erfahrungsaustausch
von Betroffenen und Angehörigen ohne gemeinsame
Geschichte und Verflechtung ermöglicht ein besseres
Zuhören und neue Erkenntnisse.
Nicht zuletzt können auch Therapeuten für ihre berufliche
Praxis viel lernen. Unser Ziel ist es, ein menschliches
Bild psychischer Erkrankungen und Krisen zu fördern,
Vorurteilen entgegenzuwirken und ein gegenseitiges
Verständnis zu ermöglichen. Wir wählen dafür den denkbar
einfachsten Weg: miteinander zu reden und sich gegenseitig zuhören.
zu einem bestimmten Thema
Die Angst vor dem Verrücktwerden hat dazu geführt, dass der Umgang mit psychisch Kranken über Jahrhunderte eine Geschichte des Ausgrenzens und Versteckens war – aus den Augen, aus dem Sinn.
Unser Bewusstsein ist ja nicht einfach da, sondern das Produkt immer neuer chemischer und elektrischer Prozesse. Es ist eine faszinierende Leistung, wenn das Ich dabei stabil bleibt – und sich nicht etwa über Nacht in die eine oder andere Richtung verrückt hat.
Auch heute treffen wir in der Öffentlichkeit immer seltener auf Menschen,
die uns mit einer psychischen Erkrankung konfrontieren könnten.
Die Kliniken sind dafür umso voller.
Und die offiziellen Zahlen klingen alarmierend:
Danach wird jeder Zweite im Lauf seines Lebens psychisch krank,
jeder Vierte leidet irgendwann einmal unter einer Angststörung
und jeden Fünften sucht eine Depression heim.
Was einst ignoriert oder als unabänderliches Schicksal
hingenommen wurde, gilt heute als Einschränkung der Lebensqualität
und Fall für den Therapeuten.
Sind wir einfach nicht mehr so hart im Nehmen?
Zum Teil mag das sein, aber es ist dennoch ein Fortschritt,
dass erkrankte Menschen heute eher fachspezifisch behandelt werden,
als dass man sie weiterhin leiden lässt.
Denn man leistet sich eine teure Psychiatrie,
die stark auf Kliniken und stationäre Therapien baut.
Allmählich setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass
viele Patienten auch ambulant oder zu Hause betreut
werden können, und dies genauso gut und im Einzelfall
sogar oft kostengünstiger.
Dabei muss auch die Gesellschaft umdenken.
In einer Gesellschaft, in der reibungsloses Funktionieren und
munteres Auftreten zum guten Ton gehört,
mag das mancher als Zumutung erleben.
Doch sie dürfte heilsam sein.
Psychisch erkrankte Menschen würden seltener an
den Rand der Gesellschaft gedrängt und mit
ihrer Anwesenheit in allen Belangen der Gesellschaft
erinnern wir Gesunde daran, wie zerbrechlich und schützenswert
die seelischen Konstitution sein kann.
Beide Seiten wären in bester Gesellschaft.
Gelebte Inklusion ist für uns eine gesellschaftliche Notwendigkeit.
Inklusion kommt aus dem Lateinischen und es ist
hierbei ein „miteinbeziehen“ bei allen gesellschaftlichen
Belangen und Entscheidungen gemeint,
sozusagen als von Anfang an dazuzugehörend.
Die Freizeit- und Selbsthilfegruppe für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige in Kirchheim hat sich zur Aufgabe gemacht, krisenerfahrene, psychiatrieerfahrene Menschen sowie Angehörige und professionell Tätige aus dem psychiatrischen Umfeld zusammenzuführen, um gemeinsamen Vorurteilen entgegenzuwirken und ein menschliches Verständnis für diese Krankheitsbilder zu fördern.
Informationen und unmittelbare Begegnung sind da
bei der langjährigen Erfahrung nach am
überzeugendsten.
Es ist normal, verschieden zu sein
Psychische Erkrankungen kommen in unserer Gesellschaft sehr
viel häufiger vor als im Allgemeinen angenommen wird.
Sie können in ihren vielfältigen Erscheinungsformen jeden treffen.
Diese Möglichkeit gehört individuell zum Wesen eines jeden Menschen.
Zugleich spiegeln psychische Erkrankungen uns zurück,
wie leer und hektisch unsere Welt zu werden droht.
Wie fragwürdig die aktuellen Maßstäbe wie
ewige Jugend und unbegrenzte Flexibilität längst geworden sind.
Psychisch erkrankte Menschen haben die gleichen Wünsche und
Bedürfnisse wie andere auch, sehnen sich nach Anerkennung,
sinnvoller Beschäftigung und nach liebevollen Begegnungen.
Gleichzeitig reagieren sie sehr empfindlich, sensibel,
viele sind oft auch verunsichert durch Reizüberflutung oder
einen zu hohen Geräuschpegel in ihrer Umwelt oder
durch zu grelles Licht ( erhöhte Lichtempfindlichkeit ).
Eigentlich kann man nur staunen,
welche Arbeit das Gehirn jeden Tag leisten muss.
Psychisch Kranke leiden besonders stark unter
Vorurteilen in der Bevölkerung
und unter sozialer Ausgrenzung.
Diese Stigmatisierung wirkt wie eine
zweite Erkrankung und macht therapeutische
Erfolge oft wieder zunichte.
Mehr Toleranz gegenüber Anderen und
mehr Sensibilität auch sich selbst gegenüber
bedingen sich gegenseitig
als Voraussetzung für seelische Gesundung.
Gaga, psycho, nicht ganz dicht,
wie wir über psychisch Kranke sprechen,
verrät viel über uns selbst.
Über den Wunsch, das Thema nicht zu nahe
kommen zu lassen und sich klar als
«Gesund» abzugrenzen.
Inklusion bedeutet für uns viel mehr als lediglich eine Integration
oder etwa eine Teilhabe.
Es sollte für jeden einzelnen als selbstverständlich angesehen werden,
dass alle Menschen gleichberechtigt in der Gesellschaft leben können,
unabhängig von individuellen Fähigkeiten, Geschlecht, Alter, sozialem Status, Behinderung, psychischer Erkrankung etc..
So selbstbestimmt, wie es die Situation ermöglicht,
an allen gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen,
also teilhaben zu können,
sich einbringen zu wagen,
auch da wohnen zu können, wo andere wohnen,
und dort arbeiten und lernen können, wo andere arbeiten und lernen,
die Freizeit verbringen können, wo andere ihre Freizeit verbringen
und vieles mehr...
Inklusionsbestrebungen sind deshalb für uns,
ein gemeinsames Verständnis dahingehend zu entwickeln,
dass die Vielfalt aller Menschen für uns
als bereichernd und sinnvoll angesehen werden kann.
TRIALOGE 2020
13. Februar 2020 - Erfahrungsbericht Depression
14. Mai 2020 -
13. August 2020 -
05. November 2020 -
Die Themen werden noch bekanntgegeben.
Die Veranstaltungen finden 2020 im Festsaal der Medius Kliniken Kirchheim statt.
Beginn jeweils 19 h
2019
KEINE TRIALOGE !
Übersicht
Gruppengespräche
Fachvorträge
Gegenseitige Hilfe
Öffentlichkeitsarbeit
Interessenvertretung
Informationen
Gespräche für Angehörige
Gruppengemeinschaft und Geselligkeit
Kreative Arbeit
Gegenseitiger Erfahrungsaustausch
Wöchentliche Treffen unter
Berücksichtigung unserer Gruppenregeln
Der Gedanke zum Bestand unserer Freizeit- und
Selbsthilfegruppe für psychisch erkrankte Menschen und deren Angehörige lautet Austausch und gegenseitige Hilfe in der Gruppe, Entfaltung von Gruppengeselligkeit und Gemeinschaft durch
Freizeitaktivitäten sowie Austausch der Erfahrungen durch trialogische Veranstaltungen.
Man kann sein Leben
nicht verlängern,
noch verbreitern –
nur vertiefen
Eine Gesellschaft erkennt man daran,
wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.
Freizeitgruppe / Selbsthilfegruppe
für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige
Wir laden alle Interessierten
und Betroffenen ein,
jeden Donnerstag von 19 h – 21 h
im
Mehrgenerationenhauses Linde,
Zentrum für Begegnung, Jugend & Kultur,
Alleenstr. 90, Kirchheim unter Teck
teilzunehmen.
Unsere Gruppe findet während den
Schulferien 2018 in Baden-Württemberg
nicht statt;
an gesetzlichen Feiertagen
entfällt die Gruppe
Gemeinsame Wochenendaktivitäten finden nach vorheriger Absprache statt.
( * kurzfristige Planänderungen
bleiben uns vorbehalten )
TRIALOG-Veranstaltungen 2018
im MGH LINDE
Mittwoch 07. Februar 2018 –
Angst-Störungen, Herr Heinrich
Mittwoch 09. Mai 2018 -
Vorstellung des Lehrgangs zur EX-IN Genesungsbegleitung,
Frau Engel
Mittwoch 11. Juli 2018 -
Ess-Störungen, Frau Hammann
Mittwoch 10. Oktober 2018 –
Der Arbeitskreis Leben Nürtingen – Kirchheim unter Teck stellt sich vor mit dem Schulprojekt „verrückt, na und“ ?,
Frau Alberth
Beginn jeder Veranstaltung jeweils um 19 h
im Mehrgenerationenhaus LINDE in
Kirchheim unter Teck
Ansprech- und Kontaktpersonen
Petra Besemer + Volker Zeibig
0170-1890550
Platz für eigene Notizen
Ich möchte niemand anderem einen Weg
vorzeichnen, denn ich weiß,
dass mir der Weg von einer Hand
vorgeschrieben wurde,
die weit über mich hinausreicht.
- C.G. Jung, Gerhard Wehr -
Man kann sein Leben
nicht verlängern,
noch verbreitern –
nur vertiefen
Eine Gesellschaft erkennt man daran,
wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.
Freizeitgruppe / Selbsthilfegruppe
für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige
Wir laden alle Interessierten
und Betroffenen ein,
jeden Donnerstag von 19 h – 21 h
im
Mehrgenerationenhauses Linde,
Zentrum für Begegnung, Jugend & Kultur,
Alleenstr. 90, Kirchheim unter Teck
teilzunehmen.
Jahres-Programm 2017
Januar
5. Januar – Gespräch / Blitzlicht
12. Januar – Freizeitaktivität
19. Januar – Gespräch / Blitzlicht
26. Januar - Freizeitaktivität
Februar
2. Februar – Gespräch / Blitzlicht
9. Februar – Freizeitaktivität
16. Februar – Gespräch / Blitzlicht
23. Februar – Freizeitaktivität
März
2. März – Gespräch / Blitzlicht
9. März - Freizeitaktivität
15. März – Veranstaltung TRIALOG
23. März – Gespräch / Blitzlicht
30. März - Freizeitaktivität
April
6. April – Gespräch / Blitzlicht
27. April – Freizeitaktivität
Mai
4. Mai – Gespräch / Blitzlicht
Mi. 10. Mai – Veranstaltung TRIALOG
18. Mai – Freizeitaktivität
25. Mai – Gesetzlicher Feiertag
Christi Himmelfahrt
Juni
1. Juni – Gespräch / Blitzlicht
22. Juni – Freizeitaktivität
29. Juni – Gespräch / Blitzlicht
Juli
6. Juli – Gespräch / Blitzlicht
Mi. 12. Juli – Veranstaltung TRIALOG
20. Juli – Freizeitaktivität
August
Sommerferien
September
14. September – Gespräch / Blitzlicht
21. September – Freizeitaktivität
28. September – Gespräch / Blitzlicht
Oktober
5. Oktober – Freizeitaktivität
11. Oktober – Veranstaltung TRIALOG
19. Oktober – Freizeitaktivität
26. Oktober – Gespräch / Blitzlicht
November
9. November – Gespräch / Blitzlicht
16. November – Freizeitaktivität
23. November – Gespräch / Blitzlicht
30. November – Freizeitaktivität
Dezember
7. Dezember – Gespräch / Blitzlicht
14. Dezember – Freizeitaktivität
21. Dezember – Gespräch / Blitzlicht
NEU
Ab 2017 werden die Freizeitaktivitäten
in der Gruppe eine Woche zuvor besprochen.
Themenabende mit Fachkräften werden
kurzfristig nach Ansage stattfinden.
Folgende Themenabende werden gesondert angeboten:
- Suizidprävention
- Mobbing in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz
- Familiäre Eskalation mit körperlichem und / oder
seelischem Missbrauch
- Depression
Die Gruppe findet während den Schulferien 2017
in Baden-Württemberg nicht statt:
23.12.2016 – 06.01.2017 Weihnachtsferien
10.04.2017 – 21.04.2017 Osterferien
06.06.2017 – 16.06.2017 Pfingstferien
27.07.2017 – 08.09.2017 Sommerferien
30.10.2017 – 03.11.2017 Herbstferien
22.12.2017 – 06.01.2018 Weihnachtsferien
An gesetzlichen Feiertagen entfällt
die Gruppe
siehe Programmplanung 2017
Gemeinsame Wochenendaktivitäten finden nach vorheriger Absprache statt.
( * kurzfristige Planänderungen
bleiben uns vorbehalten )
Petra Besemer und Volker Zeibig
SHG-Gruppe-Kirchheim@gmx.net
Die Angst als Brücke für Verständnis
Der 3.Kirchheimer Trialog schafft Räume für Austausch, Rat und Hilfe
Am 16.7. fand der 3. Kirchheimer Trialog in der LINDE statt. Neben geselliger Sommerfestatmosphäre überzeugte der Abend durch einen informativen Vortrag zum Thema Angst und Angststörungen und einer angeregte Diskussion mit vielen persönlichen Erfahrungsberichten und Tipps für Betroffene und Angehörige.
Herr List von der Freizeit- und Selbsthilfegruppe für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige eröffnete den Abend mit einem treffenden Satz, der sich im Laufe des Abends bewahrheiten sollte: „Angst ist ein Gefühl, dass wir alle kennen.“ Dadurch könne Angst als Brücke für Verständnis dienen und den Austausch über die Angststörung als psychische Erkrankung erleichtern. Als Hauptredner wurde Dipl. Psychologe Stefan Heinrich von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Nürtingen angefragt. Nachdem er zunächst darstellte, dass Angst ein zutiefst menschliches Gefühl und eine überlebenswichtige Funktion sei, definierte er demgegenüber die Angststörung als krankhaftes „Empfinden von Angst ohne realen Grund“. Er erläutere die spezifischen Störungsformen wie Panikstörung, Soziale Phobie und generalisierte Angststörung und betonte dabei mehrmals, dass die Ursachen für die Entstehung einer solchen Störung für die Behandlung nicht relevant seien. Im Gegenteil, in der Regel könne man gar nicht eine Ursache benennen, sondern vermute ein Zusammenspiel multipler Faktoren. Heinrich nennt mehrere erfolgreiche Therapieansätze, stellt aber klar, dass eine vertrauensvolle Beziehung zum Therapeut viel wichtiger sei. Grundlegend für die Behandlung sei die Annahme, dass Angst ein endliches Gefühl ist und man sie nur Überwinden kann, wenn man sich ihr immer wieder aussetzt. Je früher man Therapie in Anspruch nehme, desto erfolgversprechender sei sie. Vor allem aber brauche es die Mitwirkung des Betroffenen. Oft werden zunächst auch Medikamente wie Antidepressiva empfohlen, um die Handlungsfähigkeit des Betroffenen wiederherzustellen. Dies sollte in jedem Fall mit einem Psychiater abgestimmt sein.
In der anschließenden trialogischen Diskussion zwischen Psychiatrieerfahrenen, Angehörigen und Fachkräften kam immer wieder die Frage auf, wie man Betroffenen helfen könne. Frau Martin, die Vertreterin der Angehörigenfraktion meinte dazu: „Wir können nicht helfen, wir können nur begleiten.“ Es erfordere Geduld und es sei wichtig, sich immer wieder Rat und Unterstützung von anderen zu holen. Ein Betroffener bestärkte dies: „Setzen Sie Grenzen, sonst leiden beide Seiten.“ Herr Heinrich forderte Angehörige dazu auf, die Verantwortung an den Betroffenen zurückzugeben und die Hilfsmaßnahmen zu reduzieren, um nicht eine Art Co-Abhängigkeit zu erzeugen. Eine Betroffene berichtete, dass ihr vor allem geholfen habe, dass ihre Therapeutin sie in akuten Angstzuständen immer wieder in die Gegenwart geführt habe. Sie habe gelernt sich selbst zu begreifen und zu spüren. Das passiere z.B. beim Sport und beim gemeinsamen Spazierengehen. Man müsse eben beständig dran bleiben.
Die angeregte Diskussion wurde moderiert von Anja Kirschner vom Sozialpsychiatrischen Dienst Kirchheim. Im Resümee betonte sie, dass der Trialog Spuren hinterlasse und heilsame Begegnungen ermögliche. Musikalisch untermalt wurde der Abend durch das Gitarren-Mandolinen-Duo von Frau Bötsch und Herrn Özcan. Abschließend bleibt zu sagen, dass der Trialog sich langsam aber sicher zu einer wichtigen Institution in der psychiatrischen Hilfelandschaft zu etablieren scheint. Ein besonderer Dank geht hierbei an die Organisatorin Frau Besemer und ihre Selbsthilfegruppe.
Damaris Eisinger